„Schau hin, frag nach!“

Gastkommentar für den Weser-Kurier über Kinderschutz in der digitalen Welt

Wer kennt das nicht: eine längere Autofahrt mit der Familie in den Urlaub oder zum Wochenendausflug steht an, den Kindern auf der Rückbank ist langweilig, die Eltern geben ihr Smartphone oder das Tablet nach hinten, damit der Nachwuchs im Internet surfen, einen Film schauen oder die neue Spiele-App ausprobieren kann. Endlich Ruhe! Aber haben Sie in diesem Moment an die Sicherheitseinstellungen bzw. Altersfreigaben für Kinder gedacht? Falls Sie dieses jetzt verneinen, sind Sie leider in guter Gesellschaft.

 

Jüngste Studien zeigen, dass die Kinder, die sich in der digitalen Welt bewegen, immer jünger werden. Doch leider sind das Internet und insbesondere die Spiele-Apps keine gefahrenfreien Zonen. Deswegen ist es umso wichtiger, mit den Kindern darüber zu sprechen und als Eltern entsprechende Vorkehrungen wie Kinderschutzeinstellungen zu treffen. Kinder und Jugendliche lernen schnell und spielerisch mit neuen technischen und digitalen Möglichkeiten umzugehen.  Können sie aber Online-Gefahren richtig einschätzen?

Vermittlung von Medienkompetenz darf daher nicht erst erfolgen, wenn die Schulpflicht beginnt. Sondern die Eltern tragen die Verantwortung für die Sicherheit ihrer Kinder im Netz. Daraus ergeben sich völlig neue Herausforderungen für Erziehung und Familienbildung, denn viele Eltern sind nicht in der digitalen Welt aufgewachsen und daher weniger mit ihr vertraut. Hier ist zum einen natürlich die Politik gefragt, einen geeigneten Rahmen zu entwickeln und „Grauzonen“ im Netz gesetzlich zu regeln. Zum anderen geht es vor allem aber um Aufklärungsarbeit, wofür der Bund bereits finanzielle Mittel zur Verfügung stellt und beispielsweise Kampagnen wie „Schau hin, was dein Kind mit Medien macht“ fördert und unterstützt.

Bestehende, hervorragend etablierte und gut funktionierende Schutzräume, wie sie fragFINN e.V. als Teil der Initiative „Ein Netz für Kinder“ bietet, müssen meiner Meinung nach gestärkt und ausgebaut werden. Über sie kann sichergestellt werden, dass die Vorteile der Neuen Medien auch im frühen Kindesalter sinnvoll genutzt und konstruktiv in den Alltag der Kinder integriert werden können. Sie machen deutlich, dass in der Nutzung der Neuen Medien nicht nur Risiken, sondern vor allem Chancen liegen.

Die Stärkung des Medienschutzes für Kinder- und Jugendliche ist für mich in erster Linie daher die Stärkung der Medienkompetenz. Und dies nicht nur für die Kinder und Jugendlichen, sondern auch für die Eltern. Gemeinsam hinschauen und nachfragen für einen sicheren Umgang mit dem Internet!


Der Gastkommentar ist am 10. Juli 2015 auf Seite 2 des Weser-Kuriers erschienen.