8. Sitzung der Bremischen Bürgerschaft,TOP 10: Rückkehr zur Meisterpflicht

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Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

Erfolgsmotor Deutsches Handwerk: 

1 Million Unternehmer im Handwerk,

5, 4 Millionen Beschäftigte im Handwerk

Umsatzsteigerungen von 4% im Handwerk

 

Unser Handwerk hat eine hohe Qualität, eine starke Leistungsfähigkeit und hat trotz konjunktureller Schwächen zugelegt. Und auch in Bremen rechneten 90 % der Handwerker Ende Oktober 2019 mit einem guten Ergebnis.


Seit 1. Januar diesen Jahres sind wir nach 15 Jahren wieder zur Meisterpflicht in zwölf Gewerken zurückgekehrt und das ist gut so. Aber wie kam es überhaupt erst zu der Abschaffung der Meisterpflicht. 


2003 wurde in einer wirtschaftlich sehr angespannten Lage, wir erinnern uns noch - die Handwerksordnung angepasst. Damals gab es fast 5 Millionen Arbeitslose in Deutschland. Allein in Bremen lag die Arbeitslosenquote bei fast 17 Prozent. Es gab so viele Ausbildungswillige und qualifizierte Gesellen. – So gab es den Entschluss die Meisterpflicht für 53 von 95 zulassungspflichtigen Gewerken abzuschaffen. Damals sollte damit die wirtschaftliche Entwicklung des Handwerks gestärkt und die Ausbildungszahlen erhöht werden. Es gab also keine Zulassungspflicht mehr und für diese Gewerke war es nicht mehr nötig bei einer Gründung oder bei der Ausbildung einen Meistertitel vorzuweisen.  In dieser Folge wurden nicht nur in Bremen die Meisterkurse, die diese Gewerke betrafen, eingestellt. Die Folge: Eine Reihe von Problemen. Ja es gab mehr Unternehmen, die sich niedergelassen haben, aber es gab nicht mehr Beschäftigte. 

Dies macht das Beispiel der Fliesenleger deutlich: Damals, 2005, gab es 12.000 Meisterbetriebe bei den Fliesenlegern. Heute hat sich die Zahl versechsfacht. 72.000 Betriebe – aber die Ausbildungsquote hat sich halbiert. Die Meisterabschlüsse sind in dieser Zeit um 80 % gesunken.

Viele Handwerker agierten als Soloselbstständige, die sich selbst ausbeuteten oder gar in die Schwarzarbeit abwanderten.

Und dadurch sank auch die Qualität, so dass auch der Ruf sank und das Handwerk an Vertrauen einbüßte. 

 

Dies bewirkte viele Insolvenzen. Der Bundestag hat nun im vergangenen Jahr das Gesetz zur Wiedereinführung der Meisterpflicht verabschiedet. Zwölf bis dahin zulassungsfreie Gewerke wurden wieder in die Zulassungspflicht genommen.

 

Dies heißt aber nicht, dass Handwerksbetriebe, die sich seit 2005 aufgrund der alten Gesetzeslage selbstständig gemacht haben, den Meister nachholen müssen. Diese Betriebe erhalten einen Bestandsschutz. Es ist gut, dass diese Betriebe so weitergeführt werden können, um hier den Druck auf die Inhaber zu nehmen. Braucht man doch bis zu 2 Jahre um den Meisterbrief in der Hand zu halten.

 

Mit der Wiedereinführung der Meisterpflicht sichern wir hohe Ausbildungsstandards, die auch für uns in Bremen als Standortfaktor und industriell geprägten Raum von höchster Wichtigkeit sind. Wir müssen hier in Bremen weiterhin konkurrenzfähig sein. Gleichfalls benötigen wir hier jeden möglichen Ausbildungsplatz. Vor allem auch im Handwerk. 

Den Fachkräftemangel spüren wir bereits heute schon alle. Viel zu lange muss man schon heute auf Handwerker warten. Kleinstaufträge werden häufig abgelehnt, weil sie unattraktiv sind.

Bei der Wiedereinführung waren drei Kriterien ausschlaggebend. So wurde bei der Auswahl der Gewerke 

1.   Nach der Gefahrgeneigtheit geschaut, also gibt es bei einer unsachgemäßen Ausübung eine Gefahr für Leib und Leben

2.   Ist das Gewerk relevant im Umgang mit Kulturgütern

3.   Oder gilt deren Technik ganz oder teilweise als immaterielles Kulturerbe. Das heißt brauchen wir unsere Meister, damit dieses besondere Wissen auch an die nachfolgenden Generationen noch weitergegeben werden kann.

Um bei meinem Beispiel der Fliesenleger zu bleiben, bei der es sich vom Senat auch als das Gewerk mit der wahrscheinlichsten Wiedereinführung im Lande Bremen handelt, geht es vor allem um die Einhaltung der Verlegenormen um Unfallgefahren und Gesundheitsstörungen durch normgerechte Ausführungen zu verhindern.  Den Beschäftigten könnten ebenfalls Gefahren durch Asbest und Epoxidharzen drohen. Fehler könnten z.B. in Operationssäle und Schwimmbädern schlimme Konsequenzen haben, so die Branche.  

 

Unsere Handwerker in Deutschland genießen unsere volle Wertschätzung und auch in Europa und über seine Grenzen hinaus. Damit dies auch in Zukunft so bleibt bzw. sich in den 12 wieder aufgenommenen Gewerken wieder so positiv entwickelt, sind die Länder auch in der Verantwortung. Deshalb sehe ich hier vor allem auch die Senatorin für Kinder und Bildung in der Pflicht, unsere Berufsschulen zu stärken. Schlagzeilen wie aus dem vergangenen Jahr, das ganze Berufsschulklassen durch die Abschlussprüfung fallen, sind dabei wenig hilfreich. Ich glaube wir haben hier doch alle das gemeinsame Ziel unser Handwerk zu stärken und den jungen Menschen eine wirklich gute Ausbildung und damit eine Zukunft auf dem Arbeitsmarkt und in ihrem Beruf zu geben. Die Herausforderungen für das Handwerk werden auf jeden Fall nicht weniger, so stehen Nachhaltigkeit, Energieeffizient, Smart Home, alternative Antriebe schon heute genauso wie die Digitalisierung  und die künstliche Intelligenz ganz Oben und erfordern Menschen die ihr Handwerk verstehen!